Paul McCartney spricht über psychische Probleme der Beatles

Montag, 15.04.2024 10:10 Uhr

Es scheint, dass Lennon und seine Kollegen all ihre seelischen Probleme unter Verschluss hielten, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch untereinander.

Es ist interessant zu wissen, dass John Lennons unverwechselbare Stimme, die das Klangbild der 60er Jahre mit Symbolen friedlicher Revolutionen und der avantgardistischen Kraft der Liebe prägte, von ihm selbst verachtet wurde. Laut dem Magazin Rolling Stone wird deutlich, dass sich in zahlreichen Seiten der Lennon-Biografien ein widersprüchliches Bild eines Mannes abzeichnet, der mehr als nur gelegentliche Selbstzweifel zu tragen hatte. Es zeigt sich ein scharfer Schatten einer Idolfigur, geplagt von Unsicherheiten, verdrängten Kindheitserinnerungen, Verlassenheit und emotionalem Missbrauch.

Ein Interview, das Paul McCartney der "The Sunday Times" gab, legt nahe, dass solche Schatten wohl stille Begleiter aller Mitglieder der Beatles waren. Anstatt offen über ihre psychischen Probleme zu sprechen, verarbeiteten insbesondere Lennon ihren Schmerz durch ihre künstlerische Arbeit. McCartney äußerte sich dazu: "Ja, ich glaube schon. Aber wir sprachen darüber durch unsere Songs." Er erklärte weiter, dass er selbst erst viel später die wahre, buchstäbliche Bedeutung ihrer Songtexte erkannte.

So wird behauptet, dass der Hit der Gruppe von 1965, "Help!", tatsächlich ein wortwörtlicher Hilferuf ist: "'Hilfe! Ich brauche jemanden', schrieb er (John Lennon). Und ich dachte: 'Na ja, es ist ja nur ein Lied'."

Auch im direkten Gespräch sollen die tatsächlichen Bedeutungen ihrer Aussagen oft in einem Treibsand aus Humor versunken sein. McCartney und seine Bandkollegen - Ringo Starr sowie die verstorbenen John Lennon und George Harrison - machten sich eher über ihre Probleme lustig, als einander ernsthaft zuzuhören. McCartney bemerkte dazu: "Es war wirklich etwas, über das man sich als Junge eher lustig machte, als dass man es ernst meinte. Und mit Humor hat man sich davor versteckt."

Über seinen Kollegen und Freund Ringo Starr sagte McCartney: "Ringo hatte ein großes Alkoholproblem. Jetzt ist er Mr. Sober of the Year! Sie wissen jedoch, dass wir eine Menge Dinge durchmachen mussten, aber Sie haben Recht - man hat nicht über geistige Gesundheit gesprochen."

Oft waren die Beatles wohl nicht so glücklich, wie sie hätten sein können. Paul McCartney sprach in dem Interview offen über seine persönlichen Probleme nach der Auflösung der Band. So wurde er lange von Schuldgefühlen geplagt, da er sich für die Trennung verantwortlich machte. Erst Peter Jacksons kommender Beatles-Dokumentarfilm "Get Back" beschwichtigte seine Sorgen und brachte McCartney Bestätigung, dass die Trennung der Beatles nicht seinem Fehlverhalten zuzuschreiben sei. Stattdessen zeigte ihm der Film nochmals deutlich: "Es beweist, dass meine wichtigste Erinnerung an die Beatles die Freude und das Können war."

McCartney fuhr fort: "Als sich die Beatles trennten, trafen wir die Entscheidung, die Sache nicht wieder aufzugreifen. Also haben wir mit den Beatles abgeschlossen. (...) Wenn sich der Kreis schließt, ist das etwas sehr Befreiendes; das soll nicht verdorben werden, indem man etwas tut, das vielleicht nicht so gut ist. (...) Es war eine bewusste Entscheidung, es gut sein zu lassen."

Das Interview fand im Zusammenhang mit der bevorstehenden Veröffentlichung von "McCartney III" im Dezember statt, welches seine gleichnamige Plattentrilogie aus den 1970er und 1980er Jahren vervollständigt. Im Lockdown aufgenommen, ist dies die achtzehnte Solo-Veröffentlichung des Musikers.

 

Bildquelle: 15.04.2024 Apple Corps LTD; Universal Music Group

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